Lebensfülle, Lebensfreude (Ilma Rakusa, Neue Zürcher Zeitung, 5. Juli 2007)


Kapcsolódó könyv:
Das Buch Kalligaro - Suhrkamp, 2007

5. Juli 2007, :, Neue Zürcher Zeitung

Lebensfülle, Lebensfreude

„Das Buch Kalligaro” - Konrád erzählt seine Biografie anders

Mit Glück und Sonnenfinsternis am Berg hat der 1933 geborene ungarische Romancier und Essayist György Konrád eindrückliche autobiografische Zeugnisse vorgelegt: von einer Kindheit, die durch ein Wunder der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie entging; von seinen Jugendjahren während der stalinistischen Nachkriegsdiktatur sowie den Schikanen, die ihn nach der Revolution von 1956 am Arbeiten und Veröffentlichen hinderten, ohne ihn freilich der Heimat abtrünnig werden zu lassen. Bücher wie Geschichtslektionen, deren Sprache jedoch verrät, dass es immer auch um ästhetischen Widerstand ging - und noch geht.
Und nun Das Buch Kalligaro: ein Lebensabriss in 219 phantasievoll betitelten kurzen Kapiteln bzw. Episoden, locker und ohne strenge Chronologie präsentiert, weise und heiter, poetisch und detailgenau. Konrád berichtet aus der Distanz des Alters; dazu passt, dass er ein Alter Ego namens Kalligaro erfindet. Aus dem Ich wird eine Figur, die flunkert und flaniert, die sich dem Müssiggang hingibt und humorvoll blossstellt. Vorbei die Zeit der Eitelkeiten: Entspannt lässt man das bewegte Leben Revue passieren, sinniert über grosse und kleine Katastrophen, über Fehler, Liebschaften, Reisen, Vergesslichkeiten - und das unfassbare Glück, es bis hierher gebracht zu haben. Konrád verhehlt an keiner Stelle seine Dankbarkeit, was seinem Buch eine durch und durch versöhnliche Note verleiht. Doch wem ist zu danken? Der Atheist lässt kein Pathos aufkommen, notiert nur lakonisch: „Kalligaro ist das Pferd, und sein Schicksal ist der Reiter.” Letzteres erwies sich als gnädig, während Kalligaro/Konrád das Seine beisteuerte: nämlich innere Freiheit.
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Unbeirrbarkeit und stiller Eigensinn, stoizistische Lebensphilosophie und -kunst prägen György Konráds mäandrierende Memoiren, in denen der Autor seine politischen und privaten Erfahrungen zu einem bunten Erinnerungsreigen entfaltet. Auf die Vergegenwärtigung der Ereignisse von 1956 folgen Geschichten über erotische Abenteuer; auf die prägnante Schilderung eines Besuchs in Auschwitz/Birkenau Reflexionen über die 1944 im Budapester Ghetto verübten Massaker; auf Reminiszenzen an die Jahre als Berliner Akademiepräsident Momentaufnahmen familiären Glücks.
Vom Einst zum Jetzt ist es dabei nur eine Gedankenlänge weit, weshalb Konrád die Zeiten mühelos wechselt, uns an seinem Schreiballtag (im Landhaus von Hegymagos) ebenso teilhaben lässt wie an seinen ausgedehnten Spaziergängen. Die gemächliche Bewegung des Flaneurs scheint seinem Temperament und seiner Neugier am besten zu entsprechen. Mit schweifendem Blick ist er auch schreibend unterwegs, zwischen Präzision und Unschärfe, Konkretion und Abstraktion alternierend. „New York ist eine fleischfarbene Stadt”, heisst es einmal bündig; ihre Lektion: „Akzeptiere dich selbst.” Über Budapest, seine Strassen und Cafés, seine Frauen und Plätze weiss Konrád weit liebevoller und profunder zu erzählen. Indem er gesteht, sein Kalligaro gehöre einer „Donauanrainerreligion an, welche die Erfolglosigkeit und die Selbstrechtfertigungen der Verlierer schätzt”.
 
Narration und Reflexion sind im Buch Kalligaro unauflöslich verwoben. Doch dürfte die Selbstbetrachtung überwiegen. Als wollte der Autor sich in die Tradition der Bekenntnisliteratur (von Montaigne und Rousseau bis Pessoa) einreihen - freilich lässig, mit lächelnder Ironie. Denn sein Alter Ego lässt es an Widersprüchen nicht mangeln, gibt sich Blössen, markiert gerne den Anti-Helden. Ein Einsiedler, der erfolgreich die ihm auferlegten Rollen spielt; ein Weltbürger, der die «relative Anspruchslosigkeit» zur Lebensmaxime macht; ein Ungläubiger, der an keinerlei Erlösung interessiert ist; ein Mensch im permanenten Widerstreit zwischen Aktivität und Passivität. Aber gerade darum liebenswert.
Wir bewundern seine bzw. Konráds Beobachtungsgabe, die aus kleinsten Einzelheiten wundersame Funken schlägt, teilen seine „Freude über das Nichts” und lassen uns von der Feststellung trösten, gerade weil das Leben endlich sei, gebe es keinen Grund zur Eile. Schmunzelnd nehmen wir zur Kenntnis, die Ästhetik des Alters sei animistisch, gehe davon aus, „dass der Hocker und die Hausschuhe eine Seele besitzen”, und nicken zur Bemerkung, die „Askese des Umherstreunens” sei reizvoll wie das Allein-zu-Hause- Sein, „wenn du keine Schuld abzutragen hast”. Konrád schöpft aus der Fülle und zeigt sich doch weniger belehrend denn ungeschützt über sich Rechenschaft ablegend. Wofür ihm besonderer Dank gebührt.

Ilma Rakusa